Krimi von Mark Benecke
Das war nicht der Wilde Westen. Das war Berlin. Und auch wenn die Unterschiede nicht immer ganz offensichtlich waren. (Seite 55)
- gebundene Ausgabe (auch als E-Book erhältlich)
- Benevento
- ET: 23.02.2023
- ISBN 978-3-7109-0157-7
Darum geht es
Privatermittler Bastian Becker und seine Kollegin Janina Funke werden als Berater zu einem Knochenfund in Berlin hinzugezogen. Es stellt sich heraus, dass das Menschenfleisch von den Knochen geschabt wurde. Es scheint sich um einen Fall von Kannibalismus zu handeln. Becker meldet sich daraufhin in einem entsprechenden Internetforum an und bekommt Kontakt zur Szene. In der darauffolgenden Zeit verliert er jede Distanz zu dem Fall und bringt sich und seine Kollegin damit in Gefahr.
Meine Meinung
Ich kann leider nicht uneingeschränkt Gutes über diesen Krimi sagen. Positiv fällt vor allem die Aufmachung ins Auge. Das Buch ist gebunden, das Cover sprach mich sofort an und dass es zwischen den einzelnen Teilbereichen farbige Trennseiten gibt, hat mir ebenfalls gut gefallen. Alles sehr einladend.
Auch ist der Name des Autors, Mark Benecke, natürlich ein Begriff, obwohl ich noch nichts von ihm gelesen hatte.
Kurz gesagt: Ich habe sehr positiv gestimmt zu diesem Krimi gegriffen.
Doch leider hält der Inhalt nicht, was das Äußere verspricht. Die Opener-Szene mit den ersten Ermittlungen am Auffindeort der Knochen fand ich noch gelungen, aber von da an hat mich die Geschichte mehr und mehr verloren. Zwischendurch war ich geneigt, eine Abbruchrezension zu schreiben, doch da ich zugesagt hatte, den Krimi vorzustellen, und er zudem nicht besonders lang ist, habe ich mich bis zum Ende durchgekämpft, obwohl mir relativ früh klar war, auf welchen Täter es hinauslaufen wird.
Die Geschichte ist flach, die Dialoge sind bisweilen holprig und der Weg zur Lösung hat mich nicht unbedingt überzeugt. Um nicht zu spoilern, kann ich das an dieser Stelle nicht begründen, aber es war mir etwas zu straight forward. Im Grunde waren es drei Schritte, dann stand der Showdown. Natürlich gibt es auch eine falsche Fährte, aber selbst da fand ich den letzten Schluss wenig nachvollziehbar (diesen Mann als potenziell Verdächtigen zu sehen, ist plausibel, doch was darauf folgt …?)
Dass die Geschichte nicht in die Tiefe geht, spiegelt sich auch in der Kürze wieder. Knapp 200 Seiten befinden sich zwischen den Buchdeckeln und die sind nicht einmal komplett mit Text gefüllt. Was optisch gefällig ist – viel Weiß, weil die Kapitel alle auf der rechten Seite beginnen; farbige Seiten vor jedem Teilbereich – reduziert noch einmal die Textmenge.
Hinzukommen mehrere Füllszenen. Wenn der Ermittler im Fieberwahn Alpträume hat, die detailliert geschildert werden, um künstliche Spannung zu erzeugen, dann ist das für mich nur der vergebliche Versuch, den Text aufzublähen. Selbiges gilt für das Schwadronieren des »schmächtigen Mannes«, das nur Längen schafft, ohne Mehrwert für die Geschichte zu bieten.
Am Ende fielen zudem Kleinigkeiten negativ auf. So hieß Marcel offenbar vor dem Lektorat Ronald. So steht es nämlich noch auf Seite 67. Ein Zeilenumbruch mitten im Satz auf halber Länge der Zeile. Dafür kein Umbruch beim Sprecherwechsel. Winzigkeiten, die es in jedem Manuskript gibt, und die mich bei einem guten Krimi niemals gestört hätten. Doch wenn man ohnehin schon enttäuscht ist, kommt das dann eben auch noch hinzu.
Mein Fazit
Der Inhalt hält leider nicht, was das tolle Äußere verspricht. Zwischen den Buchdeckeln befindet sich eine flache Kriminalgeschichte mit hölzernen Dialogen und einigen Längen.