Inside Strafjustiz [Rezension]

Ein Blick in den Arbeitsalltag des Richters Dr. Patrick Burow

Bibliographische Daten

  • ecowing
  • September 2023
  • 288 Seiten (gebundene Ausgabe)
  • 978-3711003201

Darum geht es

Dr. Patrick Burow ist selbst Richter am Amtsgericht und als solcher beschreibt er seinen Arbeitsalltag in Dessau. Er zeigt die juristischen Aspekte eines Verfahrens, aber auch den tatsächlichen Weg, den das Verfahren verkörpert in einer Akte nimmt. Daneben beleuchtet er die zahlreichen Nebenschauplätze, mit denen sich ein Richter herumschlagen muss: Vom Mitarbeiter, der innerlich gekündigt hat, über ein marodes Gerichtsgebäude mit Wasserschaden im Büro bis hin zur schieren Flut an Papier, das täglich auf seinem Schreibtisch landet.

Meine Meinung

In seinem Vorwort verspricht der Autor vollmundig: »Sollten Sie einmal selbst in die Mühlen der Justiz geraten, kennen Sie alle Tipps und Tricks, um das zu überleben.«
Um es vorweg zu nehmen: Diesem Anspruch wird er nicht gerecht.
Aber einen Blick hinter die Kulissen erhält der juristische Laie allemal. Da ich selbst Juristin bin, kann ich zwar nicht sagen, wie der Arbeitsalltag in Dessau aussieht, doch viele Schilderungen und Gedankengänge sind mir nicht fremd, sodass ich fachlich nichts zu kritisieren habe.
Dies gilt jedoch nicht uneingeschränkt für den Inhalt, denn Dr. Burow klopft sich für meinen Geschmack etwas zu häufig selbst auf die Schulter und betont, wie gut er seinen Job trotz aller Widrigkeiten erledigt. Letztere gibt es zweifelsohne und bereits aus persönlicher Betroffenheit (wie gesagt: ich bin selbst Juristin) feiere ich jeden, der das publik macht. Doch ist es nicht nur der tapfere Richter, der versucht, seinen Job dennoch so gut es geht zu erledigen. Auch andere Menschen im Justizwesen kämpfen täglich darum, ihre Arbeit gut zu erledigen und die Ausführungen in diesem Buch lesen sich streckenweise so, als sei er der einzige heldenhafte Kämpfer für das Recht in einem Heer der Desinteressierten und Desillusionierten. Hier hätte etwas mehr Bescheidenheit gutgetan.

Der Schreibstil ist recht locker gehalten, der Leser findet kein trockenes Sachbuch vor, sondern ein eher unterhaltsames Werk. Immer wieder werden Fälle eingeflochten und kleine augenzwinkernde Anekdoten eingestreut, während relativ wenig mit Paragrafen und anderen rechtlichen Langweiligkeiten hantiert wird.

Mit den vorgenannten kleinen Einschränkungen kann ich das Buch mithin jedem empfehlen, der einmal recht kurzweilig erfahren möchte, wie es in deutschen Gerichten zugeht.