Der Sieg des Osterhasen (Mini-Geschichte)

Derzeit fordert mich die Überarbeitung von fünf (in Worten: FÜNF) Romanen. Das passiert, wenn in diesem Sommer gleich fünf (ihr wisst schon: in Worten …) Bücher nahezu zeitglich erscheinen werden. Jedenfalls kann ich allmählich keine Lektoratsanmerkung mehr sehen und lechze danach, endlich wieder selbst schreiben zu dürfen.

Da kam mir die Schreibübung gerade recht, die mir vor wenigen Tagen via Newsletter ins Haus flatterte: Eine Mini-Geschichte war gefragt.

Die Vorgaben:

  • maximal eine Normseite (das sind 30 x 60 Anschläge)
  • ein Osterei und ein Mordversuch sollten darin vorkommen
  • und (und das machte die Sache verdammt tricky): es waren Buchstaben und Zeichen vorgegeben, die in einer festgelegten Reihenfolge verwendet werden mussten. Unter anderem kam die Hashtag-Raute zweimal vor. Und J und Ä ebenfalls mehrmals. Richtig – die Aufgabenstellerin hat einfach wahllos auf die mittlere Buchstabenreihe der Computertastatur eingedroschen. Und wir bedauernswerten Schreiberlinge hatten den Salat.

Trotzdem – oder gerade deshalb – hat mich die Sache gereizt. Der unbeteiligte Leser wird sich kaum vorstellen können, welch ekstatischen Jubel das Vorkommen eines ‚Ä’s im Wort Hyäne auszulösen vermag.
Gut, dass mich niemand beim Schreiben beobachtet hat.

Da Ostern ist und es thematisch so schön passt, will ich euch das Ergebnis natürlich nicht vorenthalten. Und an die Autoren unter euch: versucht es selbst einmal. Das hat wirklich Spaß gemacht.

Und nun frohe Ostern und viel Spaß mit meiner Mini-Geschichte!

Der Sieg des Osterhasen

Das hätte er besser wissen müssen. Doch seit er die Bekanntschaft mit Madeleine – oder Määädy, wie sie sich selbst nannte – gemacht hatte, lief sein Denken offenbar hauptsächlich in der mittig gelegenen Körperregion ab. Anders war nicht erklärlich, dass er nun zuckend und jammernd auf dem Boden lag, und fassungslos dem Ei hinterher starrte, das soeben unter das Schild mit dem Aufdruck ›#das-Oster-Finale‹ kullerte. Ja, es war Madeleine gewesen, die ihn auf dieses Gewinnspiel aufmerksam gemacht und alsdann verlangt hatte, er solle gefälligst das goldene Osterei finden, um das es bei diesem Wettbewerb ging.

Um bei Madeleine Eindruck zu schinden, hatte er zugestimmt. Wer hätte auch ahnen können, dass sich hinter dem harmlos anmutenden ›#Oster-Finale‹ eine eiskalte Jagd versteckte? Die Ei-Jäger fielen wie Hyänen übereinander her, sobald einer dem Ziel zu nahe kam. Jeder schien bereit, für das vermaledeite Ding bis zum Äußersten zu gehen. Das spürte er soeben am eigenen Leib.

Er hatte es geschafft, die letzte Kammer des Labyrinths zu erreichen. Den Jäger, der ihn dort erwartete, hatte er erst bemerkt, als die Nadeln des Tasers sich schmerzhaft in seine Haut bohrten. Jetzt lag er von Krämpfen geschüttelt auf dem Boden und musste hilflos mit ansehen, wie sich ein Kerl im Hasenkostüm hinunterbeugte und mit einem zufriedenen Murmeln das goldene Osterei an sich nahm. Dann drehte der Mann sich um, in einer Hand seinen Preis, in der anderen eine Waffe.

»Mich hat wahrhaftig der Osterhase besiegt«, dachte der am Boden Liegende, dann wurde es schwarz um ihn.

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