Roman von Minnie Darke
Gerade ist die Zeit der Jahreshoroskope. Bitte einmal die Hand heben: Wer von euch linst heimlich hinein, obwohl man ja ab-so-lut nicht an »so einen Quatsch« glaubt?
🙋
Tja, was soll ich sagen: Es geht mir wie Justine, die Protagonistin aus dem Roman »Unter einem guten Stern« von Minnie Darke, erschienen 2019 im Goldmann Verlag.
Ähnlich wie sie glaube ich nicht ernsthaft daran, aber schaden kann es ja irgendwie auch nicht, sich die Vorhersagen durchzulesen.
Was passiert jedoch, wenn sich Menschen strikt nach den Sternen richten?
Justines Kindheitsfreund Nick ist ein solcher Mensch, der vor jeder großen Entscheidung erst sein Horoskop im »Alexandria Star« befragt.
Und da Justine ihren Freund von einigen falschen Entscheidungen abhalten möchte und Justine zudem als Redakteurin bei besagtem Magazin arbeitet und so die Gelegenheit hat, die Texte zu manipulieren, beginnt sie, die Horoskope für den Wassermann in ihrem Sinne zu verändern, um Nick zu beeinflussen.
Das gelingt auch, allerdings nicht, wie sie sich das erhofft hatte, denn Horoskope sind nun einmal auslegungsfähig. Außerdem gibt es nicht nur Nick mit dem Sternzeichen Wassermann, sondern unzählige weitere Leser, die sich ebenfalls an den Vorhersagen orientieren.
In der Folge erzählt Minnie Darke in eingeflochtenen kleineren Episoden, wie Justines Texte die Entscheidungen und damit die verschiedenen Lebenswege der unterschiedlichsten Menschen verändern.
Meine Meinung
Die Rezension bezieht sich auf das Hörbuch, das von Yara Blümel perfekt gelesen wird.
Mit der Handlung der Protagonistin hatte ich manchmal Schwierigkeiten, denn ihre absolute Verbissenheit und ihr beruflicher Ehrgeiz passen nicht so recht dazu, dass sie ihre journalistische Integrität und letztlich ihren Job für diese Horoskopgeschichte aufs Spiel setzt. Trotzdem entwickelt sich die Geschichte nach und nach zu einer runden Sache, die nicht zwingend erfordert, Justine uneingeschränkt sympathisch und nachvollziehbar zu finden.
Gelegentlich hatte die Geschichte Längen durch die Einführung der unzähligen Nebencharaktere. Dass diese alle als kleines Rad im Uhrwerk der Geschichte eine Rolle spielen, wird Schritt für Schritt deutlich und ist genial aufgebaut. Dennoch hätte es an der einen oder anderen Stelle wohl ausgereicht, diese Personen nicht ganz so ausführlich in ihrer Lebenssituation zu beleuchten.
Das hätte das Gesamtkonstrukt nicht verändert, doch den Roman etwas entschlackt.
Von den Längen abgesehen, die diese Verflechtung stellenweise mit sich bringt, hat mir der Aufbau ausgesprochen gut gefallen. Teilweise fühlte ich mich an Max Frischs »Homo Faber« erinnert, in denen ein Zufall zum nächsten führt.
Fazit
Mal etwas anderes. Die Verflechtung der vielen kleinen Lebenswege zu einem großen Ganzen macht diesen Roman so besonders. Kein gewöhnlicher Liebesroman und gerade deshalb einen Blick wert.