Von der Idee zum Winzerkrimi
In den vergangenen Beiträgen ging es gelegentlich sehr theoretisch zu. Heute bleibe ich näher am aktuellen Schreibprojekt. Nachdem ich bereits darauf gezeigt haben, wie ein Projekt startet und ein Autor am Ball bleibt, offenbare ich heute, ob ich tatsächlich am Ball geblieben bin – und auch: wie nah an meinem Plot. Denn das ist bei mir bekanntlich das größte Problem. Das dachte ich zumindest, bis ich nun auf einmal ganz anderen Schwierigkeiten begegnete.
Dank des Camp Nanos im Juli bin ich trotz sommerlicher Hitze recht gut voran gekommen. 30.000 Wörter hatte ich mir als Ziel für den Monat gesetzt und die hatte ich einige Tage vorher auch erreicht.
Dann kam der August und alles wurde zähflüssig. Zum einen geht es mir nach jedem Nano so, dass ich in ein Loch falle. Wenn der (selbsterzeugte) Druck wegfällt, verliere ich kurzzeitig die Motivation. Nicht schlimm – das kenne ich schon und nach ein paar Tagen ist nicht nur die Lust aufs Schreiben wieder da – es drängt mich geradezu an den Schreibtisch zurück. Daran merke ich jedesmal, dass Schreiben für mich so viel mehr ist als Hobby oder Beruf. Trotz all der Tage, an denen es eben nicht gut läuft und man sich mit Dingen beschäftigen muss, die man nicht mag. Jedenfalls kehrte der Schreibfluss allmählich zurück, doch andere Dinge des Autorenlebens forderten Aufmerksamkeit und Zeit.
Mein erster Fantasy-Roman »Luar – Verbotene Kräfte« erschien. Die Leserunde für dieses Buch musste vorbereitet werden, während sich die Leserunde zur Juliveröffentlichung »Herzen undercover« dem Ende zuneigte.
Leserunde:
Für diejenigen, die noch nie an einer Leserunde teilgenommen haben, sei kurz erklärt, um was es sich handelt: Es gibt verschiedene Plattformen, die Leserunden anbieten. Der Autor (oder Verlag) stellt hierfür eine bestimmte Anzahl an Büchern kostenlos zur Verfügung. Interessierte Leser können sich darum bewerben. Am Ende der Bewerbungsphase werden die Teilnehmer ausgewählt, die dann das Buch zeitgleich lesen und kommentieren. In der Regel hat der Autor Abschnitte vorgegeben, oder bestimmte Fragen zur Diskussion gestellt, um den Austausch in Gang zu bringen. Am Ende schreiben die Leser eine Rezension. In der ganzen Zeit sollte man als Autor regelmäßig vorbeischauen und sich Zeit für die Leser und ihre Beiträge nehmen.
Und wie das so ist – wenn man schon aus dem Schreibfluss gerissen wird, dann öffnet das den Verlockungen der Prokrastination Tür und Tor. Bis man dann wieder im Text ist …
Doch nicht nur diese Dinge hemmten den signifikanten Anstieg der Wörtermenge. Auch ein Kurzurlaub kam dazwischen. Als pflichtbewusste Autorin hatte ich natürlich mein Netbook dabei und habe mir auch ein, zwei Stündchen Zeit abgezwackt, um zu schreiben. Wir waren nämlich in einem hundert Jahre alten Gutshaus und ich finde, nichts passt besser zum Schriftsteller-Klischee, als dort mit Blick auf die Weiden zu schreiben, im Rücken das prasselnde Kaminfeuer und vor sich Rechner und eine Tasse Tee.
All die kleineren Hindernisse haben mich zwar gebremst, aber nicht davon abgehalten, mich stetig dem Showdown zu nähern. Ich bin sogar erstaunlich eng am ursprünglich geplanten Plot geblieben – um auch diese Frage zu beantworten.
Was mich derzeit wirklich hemmt, ist etwas anderes: Ich habe während des Schreibens begriffen, dass ich im Mittelteil noch einmal ganz massiv nacharbeiten muss.
Das sind diese Dinge, die ich beim Schreiben überhaupt nicht mag: Wenn du merkst, dass sich eine Idee als nicht halb so gut erweist, wie sie sich zunächst anhörte. Und dir klar ist, du wirst nachträglich eingreifen müssen. Damit aus Flickwerk wieder eine homogene Story wird, ist viel Arbeit nötig. Viel mehr, als es sofort vernünftig zu schreiben.
Diese Aufgabe erhebt sich nun wie ein düsterer Berg drohend vor mir. Und da ich weiß, dass mir diese ungeliebte Arbeit bevorsteht, sobald ich das Wörtchen ›Ende‹ geschrieben haben werde, schleiche ich wie die berühmte Katze um den heißen Brei (i.e. mein Manuskript).
Im nächsten Beitrag werde ich hoffentlich berichten können, dass das Ende naht. 🙂