Mord zur Geisterstunde: Honey Driver ermittelt [Rezension]

von Jean G. Goodhind

  • Übersetzt aus dem Englischen von Ulrike Seeberger
  • Erscheinungstermin: Juli 2010
  • ISBN: 978-3746626161
  • Verlag: atb

Darum geht es

Hotelchefin Honey Driver begleitet ihren Stammgast Mary Jane zu einem Geisterspaziergang, der im nächtlichen Bath angeboten wird. Im strömenden Regen verliert sie die Gruppe aus den Augen und bleibt mit Lady Templeton-Jones zurück, doch auch diese verschwindet irgendwann. Tags darauf wird die Lady tot aufgefunden.
In ihrer Funktion als Verbindungsfrau zur Polizei macht sie sich zusammen mit dem Ermittler Steve Doherty sofort daran, den Fall aufzuklären.

Meine Meinung

Eigentlich mag ich die Reihe sehr gern. Vor einigen Jahren habe ich mehre Bände verschlungen. Als mir jetzt der Sinn wieder einmal nach Cosy Crime stand, war ich glücklich, noch einen Roman der Reihe von meinem Stapel ungelesener Bücher angeln zu können.
Doch entweder hat sich mein Lesegeschmack in den vergangenen drei Jahren deutlich gewandelt oder dieses Buch kommt einfach nicht an die anderen Bände heran.
Völlig uninspiriert plätschern die Ermittlungen vor sich hin. Honey und Steve reden mal mit diesem, mal mit jenem und wissen auf 324 von 329 Seiten nicht im Ansatz, was hier gespielt wird. In dem Bemühen, einen möglichst kniffeligen Fall zu präsentieren, wird eine Menge an »red herrings« ausgelegt, die vermutlich eine Fabrik für Fischkonserven ein ganzes Jahr lang glücklich machen würde.
Allein – die Spuren führen zu nichts. Wenn sie sauber aufgelöst und Verdachtsmomente dadurch ausgeschlossen würden, wäre das in Ordnung. So aber bleibt der Eindruck von Stochern im Nebel.

[ACHTUNG: Es folgt ein Mini-Spoiler. Täter und Motiv werden darin aber nicht verraten]

Deshalb ist es dann auch nur konsequent, wenn der Fall schließlich aufgelöst wird, wie folgt:

»Ich habe für [hier das Motiv hindenken] Menschen umgebracht!«
Dieses Geständnis kam unerwartet. (Seite 324)

Im Ganzen hat mich die Falllösung mithin eher ratlos zurückgelassen. Natürlich gehört eine ordentliche Portion In-die-Irre-Führung zu einem schönen Whodunnit-Krimi, aber hier gab es mir zu viel Irre und zu wenig roter Faden.
Dazu mischen dann noch ein ausgebrochener Häftling und ein ominöser Motorradfahrer mit, deren Zweck so eindeutig Effekthascherei ist, dass ich spätestens hier von der flachen Geschichte enttäuscht war.

Außerdem haben die Wiederholungen mit der Zeit genervt. Honey mag Person A wegen seines Berufs nicht. Sie mag Person B nicht, weil er zu glatt ist. Sie hat Angst, wenn Mary Jane Auto fährt. Dazu die Art, wie Mary Jane Auto fährt. All das wird zig Mal wiederholt, für den Fall, dass er Leser diese ohnehin irrelevanten Informationen nicht ausreichend verinnerlich haben könnte.

Fazit

Ein Cosy Crime mit vielen Schwächen. Effekthascherische Nebenhandlung ohne Bedeutung für die Handlung. Dazu Ermittlungen, die den Namen kaum verdienen, weil vor lauter Irreführung der Leserschaft der rote Faden verloren geht.
Punkten kann allein das Städtchen Bath, dessen Flair schön eingefangen wird.
Als ehemaliger Fan der Reihe kann ich leider für diesen Band keine Leseempfehlung geben.