Ein Mordsplan – Teil 8

Von der Idee zum Winzerkrimi

Im letzten Beitrag hatte ich optimistisch verkündet, dass ich im Laufe dieser Woche zum (vorläufigen) Ende kommen wollte. Einiges ist dazwischen gekommen. Mein Victoria Stein Krimi ist aus dem Korrektorat gekommen, Luar gibt es nun als Taschenbuch und muss entsprechend beworben werden, zudem endete die Bewerbungsphase für die Leserunde zu Luar. Auch das erfordert Zeitaufwand.

Und dann kommt noch etwas hinzu, dass das Schreiben von letzten Kapiteln so kompliziert macht:

Alle Handlungsstränge müssen zusammengeführt und aufgelöst werden.

Ich habe euch das Dilemma einmal grafisch veranschaulicht. Dabei soll man noch den Überblick behalten!

Gelegentlich ist es ganz schön schwierig, den Überblick zu behalten. Welche „red herrings“ habe ich ausgelegt (Rote Heringe sind die falschen Fährten in Krimis)? Wurden die hinreichend aufgelöst? Und noch viel wichtiger: Welche echten Spuren gab es, die zum Täter führten? Wurden die berücksichtigt? Ist die Lösung nachvollziehbar?

Ein Krimi sollte nicht nur über eine attraktive Spannungkurve verfügen, er muss darüber hinaus immer wieder falsche und richtige (!) Spuren liefern. Der Leser darf am Ende zwar überrascht werden, aber niemals auf eine deus-ex-machina-Weise, weil der Ermittler plötzlich Hinweise aus dem Hut zaubert, von denen niemand bis dato etwas gehört hat.

Wohl dem, der nicht nur sauber geplottet hat, sondern daneben noch einen ordentlichen chronologischen Ablauf notiert hatte.

Ich habe dafür mehrere Wege ausprobiert.

Da wäre zum einen die Funktion eines Zeitstrahls, den meine Schreibsoftware anbietet. Sicher eine tolle Sache, wenn man mit diesem Feature umgehen kann. Ich kann es nicht.

Deshalb bin ich eine Weile dazu übergegangen, ganz klassisch mit Stift und Papier zu arbeiten. Auch toll, braucht nur Platz an den Wänden, den ich nicht habe. Und Zettel fliegen hier ohnehin schon genügend herum. Außerdem kann ich sicher sein, dass ich derlei Dinge vergesse, wenn ich mir mal mein Notebook unter den Arm klemme, um woanders zu schreiben.

rechts vom Arbeitsbereich warten die Klemmbretter auf lustig bunte (virtuelle) Zettelchen

So bin ich bei Lösung Nummer drei gelandet: Meine Software bietet ebenfalls ein ‚Denkbrett‘ an. Das ist so etwas wie ein virtuelles Whiteboard. Und damit bin ich momentan ganz glücklich. Ergänzend habe ich mir ein eigenes Klemmbrett angelegt (ihr erinnert euch: die virtuelle Pinwand rechts neben dem Schreibbereich (vgl Teil 5 dieser Beitragsreihe: klick)

So sieht mein Denkbrett aus


Auf dem Denkbrett liegt nun der exakte chronologische Ablauf, den ich akribisch ergänze, sobald etwas Neues passiert. Und auf dem Klemmbrett finden sich in Stichpunkten die Spuren, die gelegt wurden und insofern abgearbeitet werden müssen.

Ob das in der Praxis klappt, ob Abläufe stimmig sind, keine Logiklöcher klaffen und der Fall am Ende nachvollziehbar gelöst wird, muss sich später zeigen. Ersteinmal werde ich die verbleibenden Fäden entwirren, sortieren und dann ‚Ende‘ unter den Text schreiben. Und dann haben meine Testleser das Wort und entscheiden, wie gut ich ver- und später wieder entwirrt habe.