Achtsam morden [Rezension]

Schwarzhumoriger Anwaltsroman von Karsten Dusse

Steckbrief

  • Taschenbuch: 416 Seiten oder als E-Book oder Hörbuch
  • Verlag: Heyne Verlag
  • Veröffentlichung: Juni 2019
  • ISBN: 978-3453439689

»Ich bin kein gewalttätiger Mensch. Ganz im Gegenteil. Ich habe mich zum Beispiel in meinem ganzen Leben noch nie geprügelt. Und den ersten Menschen habe ich auch erst mit zweiundvierzig Jahren umgebracht.« (Seite 10 epub)

So ein Tod unterscheidet sich von einer ziemlich langen Abwesenheit ja im Grunde genommen auch nur dadurch, dass das Wiederkommen ausfällt. (Seite 94 epub)

Darum geht es

Björn Diemel ist Rechtsanwalt und vollauf damit beschäftigt, den Kopf einer Mafia-Organisation, Dragan, juristisch zu beraten. Er ist derjenige, der neben Dragan als einziger die gesamte Struktur überblickt und jeden wichtigen Mitarbeiter kennt.
Privat läuft es aus diesem Grund nicht so gut. Björns Frau Katharina verabscheut Björns Arbeit, weil diese ihn nicht nur zu einem anderen Menschen gemacht hat, sondern auch von seiner Familie fernhält. Sie droht damit, Björn zu verlassen – und die gemeinsame Tochter Emily mitzunehmen, wenn Björn sich nicht bereit erklärt, an einem Achtsamkeitsseminar teilzunehmen.
Dabei lernt Björn, eigene Bedürfnisse wieder wahrzunehmen und Dinge, die sein Leben negativ beeinträchtigen, zu beseitigen.
Eines dieser Dinge ist Dragan, der Mafia-Boss. Björn beseitigt ihn also. Das Problem ist allerdings: Dadurch, dass er dieses Problem gelöst hat, entstehen sehr viele neue, die er alle mit Hilfe seiner neu angeeigneten Achtsamkeits-Lehrsätzen lösen will.

Meine Meinung

Die Handlung strotzt vor schwarzem Humor. Wer Probleme damit hat, dass Menschen hier andauernd erpresst, gefoltert oder auf kreative Art getötet werden, darf das Buch nicht anfassen.
Wer diese Schilderungen nicht allzu ernst nimmt und das bitterböse Schmunzeln dahinter sieht, wird eine Menge Spaß mit der Geschichte haben. Es ist einfach herrlich, wie Björn es mit seiner scheinbar zugewandten Art schafft, die Dinge zu beschönigen, und auch die hässlichsten Taten auf diese Weise rechtfertigen kann.

Persönlich haben mir die Randbemerkungen aus dem Anwaltsalltag besonders gefallen. Zum Beispiel die Referendarin, die »BGH-Rechtsprechung ausmalt«, weil sie zu dumm ist, die wirklich wichtigen Passagen zu erkennen, die markiert werden sollten. Ich hatte sie bildlich vor meinem Auge.
Da der Autor von Haus aus selbst Anwalt ist, fand ich es schön, dass juristische Fachtermini korrekt angewandt wurden.

Fazit

Ein Roman vollgepackt mit schwarzem Humor, über den ich an mancher Stelle laut aufgelacht habe. Nur für Menschen, die diesen bitterbösen Witz als solchen erkennen und damit klarkommen.