Die zweite Geige [Rezension]

Ein Bad-Reichenhall-Krimi von Lisa Graf-Riemann

Der Steckbrief aka bibliographische Daten:

  • Autorin Lisa Graf-Riemann
  • Verlag: Servus
  • Seitenzahl des Prints: 288
  • ISBN: 978-3-7104-0301-9
  • Band 2 der Reihe (ohne Vorkenntnisse aus Teil 1 verständlich)

Darum geht es

Der angehende Mediziner Alexander »Sascha« Maiensäss leistet im Rahmen seines Studiums seine Famulatur ab. Seine Ausbilderin Dr. Eva Doppler gefällt ihm dabei außerordentlich gut: fachlich kompetent und als Frau attraktiv. Doch als ein Mitarbeiter der Personalabteilung verschwindet, kommen Sascha Zweifel an der bewunderten Ärztin.
Der Personaler ist nicht der Einzige, der verschwindet. Auch eine Bekannte von Sascha ist plötzlich nicht mehr erreichbar. Hier vermutet Sascha einen Zusammenhang mit einem Streit, den die Frau mit ihrem Freund hatte.
Zusammen mit seiner Großtante und der Journalistin Daniela nimmt er private Ermittlungen auf.

Meine Meinung

Diesmal fällt es mir schwerer als gewöhnlich, ein eindeutiges Fazit zu ziehen. Bewerte ich nämlich das Lesevergnügen als solches und im Ganzen, so habe ich »Die zweite Geige« durchaus gern gelesen. Das Buch hat mich angenehm unterhalten. Ich mochte den Schreibstil, die Personen und die Umgebungsbeschreibung. Bewerte ich den Roman jedoch als Krimi, so konnte er mich nicht überzeugen.

Positiv aufgefallen ist mir vor allem die Charakterisierung der Figuren. Ich war anfangs skeptisch, ob ich mit Sascha warm werden könnte, denn der Klappentext ließ vermuten, dass er eher jemand ist, der sich durchs Leben schlawinert. Überraschenderweise fand ich diesen Eindruck zwar bestätigt, aber auf eine charmante Art, die ihn nicht unsympathisch machte.
Auch Saschas lebenskluge Großtante, mit der er zusammenwohnt und die ihm gelegentlich den Kopf zurechtrückt, ist jemand, den man sofort ins Herz schließen muss.
Saschas Freundin Mira bleibt hingegen blass. Ob die beiden etwas füreinander empfinden, wurde mir nicht klar. Ich erwarte in einem Krimi nicht die Romantik eines Liebesromans, aber das Miteinander der einzelnen Personen – gerade die Beziehung des Protagonisten – sollte schon greifbar sein. So habe ich Mira als Füllmaterial empfunden und mich die ganze Zeit über gefragt, welche Rolle sie in diesem Roman spielt.
Letzteres gilt auch für die Heilpraktikerin, die immer mal wieder durch die Handlung spukt, ohne aber Wesentliches zur Geschichte beizutragen.

Glücklicherweise sind die übrigen Nebenfiguren gut gezeichnet und ihr Leben und Leiden spannend zu lesen.
Genau hier lag für mich auch das Lesevergnügen. Die Geigerin Elena und die Ärztin Dr. Doppler näher kennenzulernen und ihre Probleme zu verfolgen, haben mein Interesse wach gehalten. Überhaupt das Zwischenmenschliche aller Figuren.
Darin sehe ich den Pluspunkt dieses Romans.

Weniger gut hat mir die spärliche Krimihandlung gefallen. Bis zur Hälfte des Buches gab es so viel »Vorgeschichte«, dass der Roman alles hätte sein können. Wenn nicht die Leiche im Prolog herumgelegen hätte, wäre ich nicht darauf gekommen, einen Krimi in der Hand zu halten. Und auch danach entwickelt sich die Geschichte kaum in Richtung Krimi.

Fazit
Unterhaltsam ja, aber zu wenig Krimi. Ein Roman, der mich etwas zwiegespalten zurücklässt.

[Transparenz-Hinweis: Der Roman wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.]