Bitterer Zorn [Rezi-Snack]

Dortmunder Ermittlerkrimi von Norbert Horst

Bitterer Zorn – Norbert Horst – Goldmann Verlag – 2019

Bitterer Zorn ist eine Polizeikrimi, der eigentlich keiner ist. Denn obwohl es im Kern natürlich schon um polizeiliche Ermittlungen geht, dreht sich der Romaninhalt vor allem um die Frage, was geschieht, wenn die Polizei eben nicht eingreift.
So haben wir zwei rivalisierende arabische Clans, die ihre Probleme untereinander lösen, Rechtsradikale, die dazwischenfunken, und in einem gänzlich anderen Handlungsstrang einen frustrierten Täter, der das Recht in die eigene Hand nimmt, und damit Furchtbares anrichtet. Steiger, der Protagonist, zweifelt in vielen Bereichen seines Lebens. er muss seine beruflichen und privaten Ziele hinterfragen.
Und am Ende verliert auch noch Schalke, und den Königsblauen droht ein Platz im hinteren Bereich der Tabelle. An dieser Stelle musste ich schmunzeln. Wie gut, dass der Roman von 2019 ist und nicht in dieser Bundesligasaison geschrieben wurde.

Ein authentisch geschriebener Krimi (der Autor ist Polizist) mit Ruhrpottcharme (Schauplatz ist Dortmund).

Eine Insel zum Verlieben [Rezension]

von Karen Swan

Steckbrief

  • Taschenbuch: 512 Seiten oder als E-Book
  • Originaltitel: The Greek Escape
  • Übersetzung: Gertrud Wittich
  • ISBN-13: 978-3442489268
  • Goldmann Verlag
  • erschienen: 18. Juni 2019

Darum geht es

Die Trennung von ihrem Freund Tom zwingt Chloe, Hals über Kopf in New York neu anzufangen. Sie liebt ihren Job bei einem Concierge-Service, der für superreiche Klienten auch noch die unmöglichsten Wünsche erfüllt. Alles scheint gut, bis sich die Ereignisse überschlagen: Ihre enge Freundin und Arbeitskollegin Poppy hat einen Unfall und Tom taucht in New York auf und möchte Chloe zurückgewinnen. Der Auftrag eines neuen Kunden erscheint Chloe wie ein Rettungsanker: Sie soll mit Joe zusammen nach Griechenland reisen, um dort nach einem Anwesen für ihn zu suchen. Doch auch Joe scheint ein falsches Spiel mit ihr zu treiben.

Meine Meinung

Diesen Roman habe ich gelesen, wie die Reiterin, die vom Pferd gefallen ist, und sofort wieder aufsteigt. Ich mag Bücher von Karen Swan in der Regel sehr gern, doch kürzlich hat mich die Geschichte von Cassie und Henry (Sommerhaus mit Meerblick) reichlich enttäuscht zurückgelassen. Also musste schnell ein neuer Roman der Autorin als Trostpflaster auf den Reader. Die Insel zum Verlieben war deutlich besser.

Wie bei Karen Swan so häufig, geht es auch um die Befindlichkeiten einiger reicher Menschen. Hier sind es sogar Superreiche und ihre Wünsche gelegentlich übertrieben absurd. Das fand ich teilweise überzeichnet, zumal die Lösung des jeweiligen Problems gerade mal zur Randbemerkung gerät.

Die eigentliche Geschichte ist spannend und geht sogar in Richtung Krimi. Natürlich ist und bleibt es im Kern eine romantische Erzählung. Tom? Joe? Oder doch besser keiner von beiden, weil beide nicht aufrichtig sind?

Der Auflösung habe ich entgegengefiebert, wie ich das bei Romanen von Karen Swan selten erlebt habe.

Allerdings kam das Ende ziemlich abrupt. Es passte nicht zum Rhythmus der übrigen Geschichte. Ich hatte vielmehr den Eindruck, als wäre die Autorin dem plötzlichen Drang erlegen, das Manuskript sofort zu einem Ende zu bringen.

Fazit

Insgesamt ein romantischer und zugleich spannender Roman, dessen Ende mir etwas zu knapp geraten ist, der jedoch mit einigen Wendungen zu überraschen weiß.

Die dunklen Wasser von Aberdeen [Rezension]

Detective Sergeant Logan McRae Bd.1 von Stuart MacBride

Steckbrief

  • Erscheinungsdatum: 11.09.2006
  • Verlag: Goldmann
  • Seitenzahl des Taschenbuchs: 541
  • ISBN: 978-3-442-46165-3
  • Englischer Originaltitel: Cold Granite
  • Übersetzt von Andreas Jäger

Darum geht es

Detective Sergeant Logan McRae nimmt seinen Dienst bei der Polizei in Aberdeen nach einer verletzungsbedingten Auszeit wieder auf. Eine sanfte Wiedereingliederung ist geplant, doch gleich an seinem ersten Tag wird die Leiche eines Vierjährigen gefunden. Und es bleibt nicht bei dem einen Opfer. Statt sanfter Wiedereingliederung warten eine Menge Überstunden und schlaflose Nächte auf Logan. Zudem weiß er seinen neuen Vorgesetzten nicht einzuordnen und obendrein macht ihm ein hartnäckiger Journalist das Leben schwer. Im herbstlichen Dauerregen von Aberdeen macht sich Logan mit seinem Team auf die Suche nach dem Täter, doch falsche Fährten und Ermittlungsfehler bringen weitere Menschen in Gefahr.

Meine Meinung

Wenn mein Lieblingsautor Ben Aaronovitch sagt, sein Lieblingsautor sei Stuart MacBride, dann muss ich natürlich einen Blick auf dessen Krimis werfen.

Warum Ben Aaronovith Stuart MacBride so mag, wird schnell klar: die Erzählstimmen der beiden ähneln sich sehr. Inhaltlich sind die Reihen natürlich verschieden, in MacBrides Logan McRae Reihe sucht man Magie oder Anspielungen auf Sci-Fi-TV-Serien vergebens. Doch die Erzählweise, bei der immer ein Hauch trockener Humor mitschwingt, ist beiden gemein.

Der Fall ist solide Krimikost. Ein wenig düster, zumal das Ganze im Dauerregen von Aberdeen spielt, der gegen Ende des Buches in Schneefall übergeht. Gefroren wird jedenfalls von der ersten bis zur letzten Seite.

Der Protagonist ist auch der typische Vertreter in diesem Genre: Ein bisschen einsamer Wolf, dennoch sympathisch. Einer, der sich für den Fall aufopfert. Und natürlich einer, der eine Vorgeschichte mit sich herumträgt, die ihn ein wenig von den anderen Kollegen abhebt, in Logan McRaes Fall war dieser in der Hand eines Psychopathen, der ihn fast zu Tode folterte.

Die Wertung „alles-schon-mal-dagewesen“ soll nun aber nicht heißen, dass der Roman langweilig wäre. Er hätte im Mittelteil vielleicht etwas gestraffter sein können, zähe Ermittlungen müssen sich für mich nicht unbedingt in langen Seiten niederschlagen, doch im überwiegenden Teil habe ich einen spannenden Krimi mit einigen falschen Fährten und einer temporeichen Auflösung erhalten. ‚Die dunklen Wasser von Aberdeen‚ sind Band 1 der Reihe, und mit Sicherheit werde ich auch die anderen Bände lesen (aktuell sind es zehn, Band 11 erscheint in Deutschland im September 2020).

Fazit

Beim Goldmann Verlag firmiert die Reihe unter „Thriller“, das würde ich so nicht unterschreiben, aber mir ist natürlich bewusst, dass die Abgrenzung zwischen Thriller und Krimi fast unmöglich und immer auch eine Frage der persönlichen Empfindung beim Lesen ist. Spannend war der Roman – keine Frage. Doch liegt der Schwerpunkt eindeutig und nahezu ausschließlich auf der Ermittlungsarbeit des Teams um Detective Sergeant Logan McRae.

Der Schreibstil ist gut zu lesen, der gelegentlich aufblitzende Humor gefiel mir und die Charaktere waren interessant gezeichnet. Insgesamt ein gelungener Einstieg in die Reihe.