Schneeweiße Weihnacht, Tag 9

9.
»Und es gibt keinen anderen Weg?«, fragte Manfred Wilhelm am Telefon und war hörbar unzufrieden mit der Entwicklung. Victoria hatte mehr Freude erwartet. Immerhin rettete sie ihren Mandanten gerade vor einem Strafverfahren.
»Wo ist das Problem? Sie müssen sich nur Mühe bei der Entschuldigung geben. Besser kann es für Sie doch eigentlich nicht laufen.«
»Sie verstehen das nicht«, grummelte es aus dem Hörer. »Ich wollte das regeln, ohne dass er mein Gesicht kennt oder meinen Namen erfährt. Is’ nie gut, wenn einer weiß, dass man Dreck am Stecken hat.« Er hielt kurz inne. »Sagen Sie, wenn ich mich nicht entschuldige und es zu einem Verfahren kommt, was erwartet mich da?«
»Kommt darauf an«, bemühte Victoria erneut die wichtigste Antwort des Juristen. »Sind Sie ein unbeschriebenes Blatt oder findet die Staatsanwaltschaft schon etwas in den Akten?«
»Tjaaaa.«
»Dann kommt es darauf an, was, wie oft, wann zuletzt.«
»Möglich, dass da was … Sie wissen schon, ich hab wenig Geld und manchmal will man sich ja auch was gönnen.«
»Dann kann die Strafe schon etwas höher ausfallen, aber was Sie genau erwartet, kann ich ohne präzise Kenntnis der Voreintragungen nicht einschätzen.« Und für zwanzig Euro würde sie sich mit Sicherheit nicht weiter in den Fall vertiefen. Weihnachten hin oder her.
»Muss ich drüber nachdenken.« Es klackte in der Leitung. Aufgelegt.
»Bitte sehr, gern geschehen.« Victoria warf einen bösen Blick auf das Telefon und legte den Hörer auf die Station zurück.

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