Das Ritual der Toten

von Martin Krüger

Winter-und-Parkov-Reihe, Teil 3

  • Verlag: Edition M
  • Erschienen am 30. Oktober 2018
  • Umfang: 656 Seiten
  • ISBN-13: 978-2919803033

»Bist du überhaupt real?«
»Ich bin immer real, wenn man mich braucht.«

(Seite 429)

Darum geht es

SPOILERWARNUNG!
REZENSION UND INHALTSANGABE ENTHALTEN SPOILER IM HINBLICK AUF BAND 2!

Marie Winter, Hauptkommissarin bei der Kripo Frankfurt und Daniel Parkov, charismatischer Berater beim BKA, hatten gehofft, mit der Ergreifung und Verurteilung des sogenannten „Professors“, der die Geschehnisse in Band 2 maßgeblich lenkte, wäre der Alptraum vorüber, doch bald schon tauchen Hinweise auf, dass der Mann noch immer die Fäden in der Hand hält und die Rätsel um die geheime Droge nach wie vor nicht gelöst sind.
Sie werden tiefer in den Strudel der Ereignisse hineingezogen, als ihnen lieb ist und spätestens, nachdem Parkov durch eine Intrige kaltgestellt und auf Marie ein Anschlag verübt worden ist, wissen beide, dass es diesmal an ihre Existenz geht.

Meine Meinung

Ich bin hin- und hergerissen. Einerseits vermochte mich die Geschichte zu fesseln und ich bin großer Fan von Daniel Parkov. Andererseits … tja, andererseits hat mich einiges mit einem Stirnrunzeln zurückgelassen.

Der Schreibstil von Martin Krüger gefällt mir einfach. Das steht auf jeden Fall auf der Haben-Seite.
Auch die Charaktere sind wieder gut ausgearbeitet. Zumindest die der beiden Hauptfiguren Marie und Daniel.
Nicht zuletzt, weil Parkov und Marie durch die Umstände gezwungen werden, getrennt voneinander zu ermitteln, erhält Marie eine stärkere Rolle als in Band 2.
Auch Daniels Bruder Michail spielt eine größere Rolle und wird zu einer interessanten Person.
Doch die Nebenfiguren und ihre Handlungsweisen ließen mich ratlos zurück. Der neue Chef der Abteilung hasst Parkov und mir wird nicht klar, aus welchem Grund. Ebenso ätzen die anderen Kollegen gegen Parkov und Marie in einer Weise, die ich nicht mehr nachvollziehbar fand. Etwas Stänkerei wegen des Presserummels kann ich verstehen, aber dass sie vor allem Parkov regelrecht mobben, der ja nun nachweislich einen entscheidenden Beitrag zur Falllösung in Band 2 geliefert hat – das hätte man mir gerne darlegen dürfen. Dass später Umstände hinzutreten, die die Kollegen gegen Parkov aufbringen, steht auf einem anderen Blatt, aber bis zu diesem Zeitpunkt fand ich das Ausmaß der Abneigung gegen Parkov und Marie überzeichnet und nicht schlüssig.

Auch die Handlung ließ mich etwas irritiert zurück. Zu viele Orte, zu viele Personen und alles irgendwie wirr. Immer wieder ertappte ich mich bei der Frage „warum noch mal sind sie jetzt an Punkt X oder Y?“
Natürlich ist nichts dagegen zu sagen, wenn man einen Roman etwas konzentrierter lesen muss, aber in diesem Fall war es mir oft zu viel.
Das lag unter anderem daran, dass ständig auf die Geschehnisse aus Band 1 und 2 Bezug genommen wird.
Habe ich in meiner Rezension zu Band 2 noch geschrieben, dass man diesen Band zwar besser mit Vorwissen aus Band 1 liest, es jedoch möglich ist, der Geschichte auch ohne Vorkenntnisse zu folgen, so ist das bei Band 3 keinesfalls mehr möglich. Man muss die Informationen aus Band 2 noch sehr präsent haben, um der Handlung folgen zu können. Das war bei mir ein echtes Handicap, da ich Band 2 vor ziemlich genau einem Jahr gelesen habe. Eine Zusammenfassung, um als Leser wieder in die Geschichte einsteigen zu können, wäre mehr als hilfreich, geradezu notwendig, gewesen.

Hinzukommt, dass die Namen munter durcheinander gehen. Allein der Professor hat drei Namen. Parkov ist meist Daniel Parkov, kann aber auch mal Michail oder der Vater Tristan sein. Dass es gerade gegen Ende hauptsächlich um Väter und ihre Söhne bzw. Töchter geht, macht den Überblick nicht leichter.

Diese Unübersichtlichkeit macht es mir schwer, diesen Roman uneingeschränkt zu lieben. Zu häufig wirken die Dinge konstruiert.
Ich habe diesen Thriller dennoch gerne gelesen, weil er ebenso viele Stärken hat. Allerdings muss man die Art von Geschichten mögen. Parkov, der immer irgendeinen Trick aus dem Hut zaubert, dieser verletzliche Outlaw mit seinem riesigen Vermögen, seiner Kühnheit und Raffinesse, ist so realitätsfern gezeichnet, dass man bereit sein muss, sich darauf einzulassen. Das mache ich persönlich allerdings gerne.

Mein Fazit

Der Lesegenuss leidet etwas unter der Unübersichtlichkeit der Geschichte und der handelnden Personen. Der Thriller konnte mich dennoch packen und ich freue mich auf Band 4.