Ein Mordsplan, Teil 3

Von der Idee zum Winzerkrimi

Die wichtigsten Punkte stehen mittlerweile fest, aber noch immer wartet das Whiteboard darauf, mit den Szenen der Geschichte bestückt zu werden. Es geht ans Plotten.

Nachdem man die grundsätzliche Entscheidung Plotten oder Drauflosschreiben getroffen hat, stellt sich in einem weiteren Schritt die Frage, nach welchem Verfahren plotte ich. Denn es gibt verschiedene Wege an das Outlining heranzugehen: Drei-Akt-Modell, das ‚W‘, die Heldenreise, die Schneeflocke und noch unzählige mehr, die sich teilweise so stark ähneln, dass ihre Benennung eher ein akademischer Streit ist, als dass sie praktische Auswirkungen hat.

Ich bin vor kurzem auf das Beat-Sheet-System nach Blake Snyder gestoßen. Er verknüpft das 3-Akt-Modell mit der Heldenreise und kommt meinem üblicherweise genutzten ‚W‘-Modell ziemlich nah. Also widme ich mich der Ausarbeitung meiner Geschichte diesmal mit Hilfe des Herrn Snyder. Der hat dazu ein kluges Buch geschrieben (Save the cat!), das ich auch noch durcharbeiten werde. Zahlreiche Tutorials im Internet leiten aber auch so sehr anschaulich durch den Entwicklungsprozess.

Kleiner Exkurs: Spätestens an dieser Stelle wird deutlich, warum es immer heißt, Talent allein reiche nicht aus, Schreiben sei ein Handwerk, das erlernt werden will.
Das Erbauen der Geschichte (das Plotten oder Outlining) gehört zu diesem handwerklichen Teil und die Plotmodelle dienen als Baugerüst.
Man kann im Rahmen der künstlerischen Freiheit alle Regeln und Vorgaben brechen und negieren. Aber es schadet bestimmt nicht, sie vorher zu kennen.

Zurück zum Plot.

Die erste Aufgabe bestand darin, die einzelnen Beats stichpunktartig zu notieren. Die erste Szene zeigt den Prota in einer Alltagssituation. Bevor es einen Auslöser gibt, der die Veränderungen in Gang bringt, die zu unserer Geschichte werden. Wichtige Figuren treten hinzu, die Handlung nimmt Fahrt auf, wir kommen zum ersten Wendepunkt.

Diese Punkte kleben auffordernd am Whiteboard und warten darauf, mit Leben gefüllt zu werden.

Eine grobe Idee von der Geschichte habe ich natürlich schon. Was ist passiert? Wer ist der Täter? Was ist sein Motiv? Nun kommt der Teil, der einerseits der kreativste ist, andererseits aber auch anstrengend. Denn nun gehe ich Szene für Szene durch und fülle sie mit Leben.

Meine erste Hauptfigur Pierre in einer Alltagssituation: Er hat Gäste auf seinem Weingut. Einer davon ist das spätere Opfer. Die Gäste geraten in Streit: Erste Konflikte werden angerissen.
Am nächsten Morgen kommt mein zweiter Protagonist hinzu. Hannes geht wie jeden Morgen mit seinem Hund spazieren.
Der Auslöser: Beide Protagonisten finden den Toten. Jetzt wird die Geschichte zum Kriminalfall.
Meine Protagonisten müssen in die Geschichte hineingezogen werden: Die ermittelnde Beamtin ist die Enkelin von Hannes. Und Pierre gerät ins Visier der Polizei.

So entwickelt sich die Geschichte Szene für Szene. Das Whiteboard füllt sich.

Jetzt kommt der langwierigste Teil: Das Schreiben.

To be continued …