Mit Zorn sie zu strafen [Rezension]

von Tony Parsons

Steckbrief:

  • Verlag: Bastei Lübbe
  • Taschenbuch: 384 Seiten (auch als E-Book und Hörbuch erhältlich)
  • ISBN-13: 978-3404175345
  • erschienen: 28. Juni 2017
  • englischer Originaltitel: The Slaughter Man

»Ja begreifst du es denn nicht, Max? Jemand hat die Familie Wood ermordet, weil sie glücklich war.« (Seite 46)

Darum geht es:

In einer privilegierten Gegend Londons wird eine Bilderbuch-Familie bestialisch mit einem Bolzenschussgerät ermordet. Ein Motiv ist lange nicht zu finden, doch die Art der Tatausführung bringt die Ermittler um Detective Max Wolfe schnell auf die Spur eines Mannes, der zu den Reisenden gehört.

Im Anschluss an diese Geschichte enthält der Roman einen zusätzlichen Kurzkrimi. In dieser Geschichte geht es um einen ermordeten Ganoven ›alter Schule‹. Es werden einige Fäden der vorigen Hauptgeschichte aufgegriffen und aufgelöst.

Meine Meinung:

Ich stütze meine Meinung primär auf die Hauptgeschichte, für den Kurzkrimi gilt jedoch im Wesentlichen das gleiche.

Beide Geschichten verstehen es, Spannung zu erzeugen und aufrechtzuerhalten.
Die Charaktere sind gewohnt sympathisch, durch einen Einblick in die privaten Belange werden die Figuren dreidimensionaler. Bei Max Wolfe war mir die stets betonte Liebe zu seiner Tochter und die Beschwernisse eines Alleinerziehenden schon fast eine Nuance zu viel.
Generell kann man dem Roman vorwerfen, dass er zu viel macht und zu viel will.
Max Wolfe wirkt allmählich überzeichnet. Das war bereits in Band 1 angelegt, Band 2 betont das noch mehr. Auf der einen Seite diese Verletzlichkeit wegen seiner gescheiterten Ehe und die rührende Liebe zu seiner Tochter, auf der anderen Seite der Held, der unmenschlich viel einstecken kann. Mehrfach wird der Detective übel verletzt, doch gefühlt ist er am nächsten Tag wieder der Alte. Vielleicht wird mal in einem Nebensatz erwähnt, dass diese oder jede Wunde noch zwickt, und ja – mir ist bewusst, dass Romanhelden härter im Nehmen sind als echte Menschen – doch für mich wird es ab einem gewissen Punkt unglaubwürdig und den erreicht diese Geschichte.
Auch andere Probleme werden so gehäuft aus dem Hut gezaubert, dass weniger womöglich mehr gewesen wäre: Missbrauchte/unterdrückte Frauen, Probleme von Alleinerziehenden, Resozialisierung beziehungsweise, der Makel, der bleibt und nicht zuletzt das tragende Thema des Romans: Vorurteile gegenüber den ›Reisenden‹.
Trotzdem: Ich wollte mich spannend unterhalten lassen. Das hat der Roman geschafft. Deshalb habe ich Band 3 soeben auf den Reader geladen und werde der Reihe treu bleiben.

Fazit:

Eine Geschichte, die an einigen Punkten etwas zu viel will. Trotzdem hat sie mich spannend unterhalten.